May hat die schönsten Schuhe

Darstellungen von Politikerinnen bieten derzeit wieder ein reichhaltiges Forschungsfeld. Der Grund: Immer mehr Frauen sind in mächtigen Positionen – und das ist gut so!

Jüngste Beispiele finden sich in Kommentaren zur neuen britischen Premierministerin Theresa May. Wie sie ihre Gegner rausgekegelt (Gove) oder an die Kandare genommen hat (Johnson) – alle Achtung. Manche sprachen schon von einer neuen Iron Lady. Noch größeres Aufsehen erweckte Mays Schuhwerk.

Das Fatale daran ist, wie die Außenpolitik-Redakteurin der WELT Silke Mülherr beobachtet, wie schnell das Interesse an Mays Leoparden High Heels eine beginnende ernsthafte Reflektion in der britischen Öffentlichkeit über die Folgen des Brexit wieder überlagerte.  Die Premierministerin begegnet der Aufregung gelassen: „Ich weiß, dass ich Verstand habe und eine ernst zu nehmende Person bin. Deshalb kann mich nichts davon abhalten, ein schönes Paar Schuhe zu tragen“ (Silke Mülherr, Il sessismo futile contro Theresa May, Gastkommentar in LA REPUBBLICA 18.07.2016).

Wie insbesondere Politikerinnen über ihr Geschlecht definiert werden, beschrieb Ende letzten Jahres Sascha Lehnartz grandios am Beispiel Angela Merkels. Auf dem Höhepunkt der damaligen Flüchtlingsdebatte analysierte er für die WELT die „Entladung Merkel-phober und frauenfeindlich aufgeladener Energie“ und fragte sich, ob deutsche Politiker ähnlich beißfreudig angegangen worden wären. (Sascha Lehnartz: Die Angst der alten Männer vor jungen Flüchtlingen. 29.11.2015)

Detailliert legt Lehnartz dar, wie das was Merkel macht nie passt: Mal ist sie zu rational, dann wiederum emotionsgesteuert irrational bis knapp unterhalb des Landesverrats.  Und  nicht zuletzt dechiffriert er die Boshaftigkeit des Prädikats „Mutti“, die genau das aufrufe, „was Merkels Biografie nicht hergibt, was traditionelle, christlich-konservative Lebensentwürfe für Frauen aber nun einmal vorsehen: Mutterschaft.“ (Eine Parallele zur fehlenden Mutterschaftserfahrung und damit verbundenen Zweifeln an der Kompetenz für die Führung eines Landes fand sich auch in der Debatte um Theresa May.)

Seiner abschließenden Feststellung „Falls irgendein Kulturwissenschaftler für eine Magisterarbeit Beispiele für ungehemmtes ‚Gendern’ im politischen Diskurs sucht, in diesen Tagen findet man sie zuhauf“ kann ich nur hinzufügen: Die Lektüre dieses Artikels ist für alle, die sich mit diesem Thema befassen, und nicht nur für diese, ein absolutes Muss!

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