Es führt kein Weg zurück

Ulrike Müller Rug (con tacón), 2018
Foto: Sissi Banos

„Es führt kein Weg zurück“ – so lautet der Titel eines lesenswerten Kommentars von Constanze von Bullion zu Angela Merkels Doppel-Coup in der Süddeutschen Zeitung vom 19.07.2019.

„Die EU besetzt ihre wichtigsten Ämter mit Frauen, Ähnliches passiert in Deutschland. Historische Momente, aber bringt das jetzt was für die Gleichberechtigung?“ fragt sich Judith Luig in der ZEIT am 18.07.2019.

Die Antwort der beiden ist ein entschiedenes JA. 

Die geschlossenen Reihen sind aufgebrochen. Es wird zunehmend normaler, dass Frauen in Spitzenpositionen sind. Mehr Frauen werden sich trauen, so Judith Luig – mit positiven Auswirkungen für den Wettbewerb.

Wenn alle wissen, dass es auch anders geht, dann werden sich bald noch mehr Frauen nach oben trauen. Solche, die jetzt vielleicht noch denken, dass sie sich den Zirkus nicht antun wollen. … Zugleich wird es mehr mögliche Kandidaten für alle möglichen Spitzenämter geben und dadurch auch mehr Konkurrenz, und Konkurrenz belebt das Geschäft. Im besten Falle werden dadurch alle besser. Frauen wie Männer.

Je mehr Frauen in Führungspositionen, je mehr sie damit zur Normalität werden, umso mehr wird es als gestrig erscheinen, sie als Person in Frage zustellen und ihnen mit grundlegender Skepsis – ‚Können die das?’ -zu begegnen. Umso fragwürdiger werden die Vorurteile und Angriffe im wahrsten Sinne des Wortes unterhalb der Gürtellinie erscheinen, mit denen sich nach wie vor Frauen in besonderem Maße konfrontiert sehen. Auch davon konnten viele in den vergangenen Wochen ein Lied singen, aber sie halten sich damit nicht auf, wie es das Foto der drei fröhlichen Damen im Schloss Bellevue unterstreicht.

Angela Merkel hat in bemerkenswerter Weise das Tabu gebrochen, nachdem eine mächtige Frau keine weiteren Frauen nach sich ziehen oder gar benennen dürfe, um nicht als Feministin zu gelten. Auch das wird neuen Schwung, so Constanze von Bullion, auf dem Weg hin zu mehr Gleichberechtigung bringen.

Es ist Angela Merkel zu verdanken, dieser erklärten Nicht-Feministin, dass Frauen nun in politische Positionen hineinwachsen, die ihrem Format entsprechen. Das wird Schule machen.

Auch wenn jede*r politisch von all den Frauen halten könne, was man will, doch – so Judith Luig –

Ein Signal ist es, sogar ein gutes Signal. Denn man sieht: Hey, es ist möglich. Frauen können Spitzenämter besetzen, und es können auf sie weitere Frauen folgen.

Vielleicht ist das der wichtigste Effekt der Ereignisse der letzten Wochen.

Nicht nur, dass die nach wie vor zu beobachtende Praxis „Frauen werden gefördert, Männer werden befördert“ damit ein Stück weit mehr aus den Angeln gehoben wird.

Angela Merkel hat in den entscheidenden Momenten die Hand gehoben und mit Ursula von der Leyen, Annegret Kamp-Karrenbauer und Christine Lagarde drei Frauen in Positionen gebracht, die nach wie vor als männliche Erbhöfe galten.

Sie ist damit eine mächtige Vorreiterin dafür, was Monika Schulz-Strelow, Präsidentin von FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte e.V.), noch vor nicht allzu langer Zeit als dringenden Appell an die eigenen Reihen richtete:

Frauen werden gefördert und Männer werden befördert. Daran müssen wir etwas ändern – und mit ‚wir’ meine ich auch – oder vor allem – uns Frauen. Förderung, in jeglicher Hinsicht, ist gut und wichtig, aber wir müssen auch in den entscheidenden Momenten die Hand heben und eine andere Frau empfehlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.