Abschotten bringt nichts

Pünktlich zum Jahresanfang erschienen aktualisierte Zahlen zum Thema Frauenanteil in Aufsichtsräten und Unternehmensvorständen, die die nach wie vor große Schere zwischen den beiden Gremien bestätigen: Aufsichtsräte, nicht zuletzt dank der Quote, 23 Prozent, Vorstände nach wie vor nur zwischen 6 und 8 Prozent (DIW Managerinnen Barometer und Ernst & Young Männliche Monokulturen, FR 09.01.17). Ungläubiges Staunen lösten bei mir die Ergebnisse einer weiteren Studie aus, wonach bei den Neuankömmlingen in den Dax-Vorständen nicht nur Frauen, sondern auch Digitalprofis fehlen:

Die Umfrage von Kienbaum und WirtschaftsWoche (Wer kommt, wer geht, wer bleibt)  ergab zudem, dass eine gewaltige Mehrheit der Unternehmen (89 Prozent) keinen Digitalchef oder -chefin auf der Top-Ebene haben und nur sieben Prozent planen eine/n solche/n ins Topmanagement zu holen.

Nicht nur, dass damit gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen verschlafen werden. Die neuen Zahlen bestätigen, was Philine Erfurt-Sandhu als Mechanismus der Homogenisierung auf den Vorstandsetagen beschrieben hat. Es gibt offensichtlich auch auf höchsten Ebenen gewaltige Blockaden und Ängste gegenüber Neuem, Menschen, die möglicherweise andere als bisher gewohnte Erfahrungen, Sichtweisen,  Kulturen in die heimelige? Umgebung eines Vorstandssitzungssaales bringen könnten.

Wie sonst lässt sich erklären, dass neben der nach wie vor signifikanten Unterrepräsentanz von Frauen die Türen auch für ExpertInnen für die digitale Transformation verschlossen bleiben?

Wir öffnen uns für die Herausforderungen der Zukunft, belassen aber bei der Führung alles beim alten?

Angelika Slavik hat in einem Kommentar für die SÜDDEUTSCHE  ZEITUNG „Neue Werte, alte Köpfe“ am Beispiel VW beschrieben, wie solch eine Strategie nicht gut gehen kann.

Sorgen vor der Abschottungspolitik eines Donald Trump und seines im schlechtesten Sinn des Wortes homogenen Inner Circle hat derzeit wohl fast jede und jeder, sei es aus gesellschaftspolitischen Gründen und der Sorge um die Bewahrung der Demokratie und ihrer Werte, sei es aus ökonomischen Gründen. Die Ereignisse jenseits des großen Teichs sollten uns anspornen,  weiterhin auch vor der eigenen Haustür zu kehren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.